Seit den Jahren 1963/64 besteht eine Patenschaft zwischen der Stadt Bersenbrück und der Stadt Greifenhagen/Pommern, zuvor war bereits 1958 eine Patenschaft zwischen dem Landkreis Bersenbrück, in der Nachfolge Landkreis Osnabrück, und dem Heimatkreis Greifenhagen geschlossen worden.
Alle zwei Jahre trifft sich der Heimatkreis Greifenhagen über das Pfingstwochenende in der Patenstadt, um dieser Abschlüsse zu gedenken. Beim diesjährigen 30. Patenschaftstreffen standen besonders die Erinnerungen an Flucht und Vertreibung 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Mittelpunkt.
Eingeleitet wurde das Treffen mit einem Besuch in der Heimatstube Greifenhagen im Kreismuseum, wo Kulturreferent Herbert Kämper Erläuterungen zum hier gesammelten Kulturgut der Greifenhagener und Pommern gab. Das weitere Geschehen des Tages spielte sich im und am Heimathaus Feldmühle des Heimatvereins Bersenbrück ab, der eine enge Verbindung zum Heimatkreis Greifenhagen unterhält.
Im Obergeschoss des Heimathaus wurde die Ausstellung „Aus Greifenhagens Vergangenheit“ eröffnet, konzipiert von Herbert Kämper, sie wurde über die Pfingsttage von vielen Besuchern in Augenschein genommen, besonders auch am Mühlentag (wir berichteten). Zur Erinnerung an Flucht und Vertreibung wurde am Feldmühlenteich eine Winterlinde gepflanzt, die nun für Frieden, Freiheit und Recht stehen soll (wir berichteten).
Zum Ausklang des ersten Tages des Treffens traf man sich im Heimathaus zu „Stunden der Begegnung“. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch den Männergesangverein Bersenbrück (MGV) unter der Leitung von Johann Schaubert, neben Chorbeiträgen wurden gemeinsam Heimatlieder gesungen. Fotos aus der Geschichte der Patenschaft zeigte der Vorsitzende des Heimatvereins Bersenbrück, Franz Buitmann. Der Heimatkreis-Ausschussvorsitzende Eckhard Schwenk und Bürgermeister Christian Klütsch sowie der Vorsitzende des Heimatvereins hatten zuvor die bisherige Patenschaftsarbeit gewürdigt.
Die Feierstunde am Pfingstsonntag im Hermann-Rothert-Saal des Rathauses stand unter dem Motto: „Unsere Verantwortung für Deutschland und Europa, Erfahrungen der Geschichte – Blick in die Zukunft“, musikalisch umrahmt von Hermann-Josef Suelmann und seinem Sohn Hendrik. Heimatkreisbearbeiter Günther Drewitz, Lübeck, früher Greifenhagen, betonte in seiner Begrüßung, wo es keine Erinnerung an Krieg gebe, halte das Böse die Wunden offen. Man wolle nichts verdrängen, man wolle aus den Erfahrungen der Geschichte mit Blick in die Zukunft immer wieder mahnen, dass Krieg und Unrecht nur zu Bösem führe. Das Grauen des Krieges werde durch die Zahlen der Kriegstoten, zivilen Opfer und Heimatvertriebenen mehr als deutlich. Besonders die Erlebnisgeneration habe die Verpflichtung, Brückenbauer zu den Nachfolgenden zu sein, immer wieder an das Unsinnige des Krieges zu erinnern.
Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch erinnerte an die 70 Jahre seit Ende des Zweiten Weltkrieges, dankbar müsse man für diese Zeit des Friedens sein, ohne das Leid, die der Krieg besonders für die Heimatvertriebenen gebracht habe, zu vergessen. Die Patenstadt habe in all den Jahren versucht, für sie einen Ort des Zuhauses zu schaffen. Die Schulpartnerschaften Bersenbrücker Schulen mit Schulen im heutigen Gryfino seien ein Weg der Verständigung für die Zukunft.
Für die Bersenbrücker Vereine und Institutionen betonte Franz Buitmann, das in der Patenschaftsurkunde angesprochene Zusammengehörigkeitsgefühl sei von ihnen immer ernst genommen worden, man habe diese Aufgabe gern in die Tat umgesetzt und mit Leben erfüllt. Reinhard von Schorlemer, früherer Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Patenschaftsausschusses des Landkreises, berichtete aus Erinnerungen an Heimatvertriebene in seinem Hause, die in die Familie aufgenommen worden seien. Die Heimatvertriebenen verzichteten in ihrer Charta schon früh auf Rache und Vergeltung, sie setzten auf Versöhnung und Verständigung, dies sei beispielhaft. Für den Landkreis Osnabrück überbrachte der Paten- und Partnerschaftsbeauftragte, Karl-Heinz Finkemeyer, Grüße des Landrates Dr. Lübbersmann und des Kreistages. Der Schmerz über den Verlust der Heimat sei verständlich, besonders wenn man die schöne pommersche Landschaft kenne. Die Leistungen der Heimatvertriebenen für den Wiederaufbau Deutschlands seien nicht hoch genug zu schätzen. Auch Finkemeyer freute sich über die bestehenden Schulpartnerschaften, sie seien der Weg für die Zukunft.
Auf den dann folgenden Festvortrag von Samtgemeindebürgermeister Horst Baier kommen wir noch zurück. Günther Drewitz und Eckhard Schwenk vom Heimatkreis ehrten anschließend Bürgermeister Christian Klütsch mit der Pommerschen Ehrennadel in Gold sowie Walter Deck aus Eberswalde, früher Bahn, mit der silbernen Ehrennadel. Schluss- und Dankesworte von Eckhard Schwenk sowie das Pommernlied und die Nationalhymne beendeten die Feierstunde.
Nach der Feierstunde trafen sich die Kranz- und Fahnenabordnungen am Gedenkstein am Rathaus zur Totenehrung, Worte des Gedenkens sprachen Günther Drewitz und Eckhard Schwenk, die musikalische Umrahmung erfolgte durch die Blaskapelle Priggenhagen.
Den Abschluss des Patenschaftstreffens bildete ein geselliges Beisammensein im Heimathaus Feldmühle am Nachmittag und am folgenden Mühlentag an gleicher Stelle.