„Gerade in der gegenwärtigen aktuellen Diskussion zu den Terrortaten weltweit ist es von großer Bedeutung, darauf hinzuweisen, dass ein Großteil der Muslime besonders auch in Deutschland friedfertig ist und in unserer Gesellschaft ihren Platz hat“, sagte Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch anlässlich der Pflanzaktion „Baum des Friedens“ am Heimathaus „Feldmühle“. Dieser Baum, eine Blutbuche, und der damit verbundene Gedankenaustausch solle ein Zeichen gegen jede Art von Extremismus setzen. Auf Vorschlag des Heimatvereins habe man diesen Platz gewählt, an einer Stelle, die von der Bersenbrücker Bevölkerung wahrgenommen werde.
Eine Plakette wird noch in Kürze angebracht, die die Aufschrift trägt: Dieser Baum wurde gestiftet von: Ahmadiyya Muslim Jamaat Majlis Ansarullah Deutschland „Liebe für alle, Hass für keinen“ www.ahmadiyya.de. Mit einem stillen gemeinsamen Gebet wurde die Pflanzaktion abgeschlossen.
Anschließend trafen sich Vertreter der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde Osnabrück, des Rates und der Verwaltung der Stadt Bersenbrück und Vorstandsmitglieder des Heimatvereins zu einem Gedankenaustausch im Heimathaus. Noman Rana leitete die Zusammenkunft mit einem kurzen Original-Text aus dem Koran ein, anschließend ins Deutsche übersetzt. Der Text verdeutlichte noch einmal die Friedfertigkeit und Toleranz, die der Islam in der eigentlichen Ausprägung verkörpert. Bürgermeister Klütsch betonte, auch im Namen des stellvertretenden Stadtdirektors Johannes Koop, die Bedeutung des Dialogs zwischen den Konfessionen, Toleranz sei das Gebot der Stunde.
Umar Aziz von der der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde Osnabrück stellte Struktur, Organisation und Aufgaben der Gemeinde vor. Sie umfasst knapp 300 Mitglieder, durch die Flüchtlinge aus den gegenwärtigen Krisengebieten gebe es viele Neumitglieder. Die Gemeinde überhaupt ist eine islamische Reformbewegung, die 1889 in Indien von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, der den Anspruch erhob, der vom Heiligen Propheten Muhammad prophezeite Messias und Mahdi des Islam zu sein, gegründet wurde. Ein Hauptanliegen der Gemeinde besteht darin, den zeitgenössischen Islam von Aberglauben und Irrtümern zu bereinigen und den Menschen jenen ausschließlich friedliebenden, toleranten und spirituellen Islam näher zu bringen, der zu Zeiten des Religionsstifters Muhammad gelehrt und praktiziert wurde, insofern also eine Reformbewegung. Weit weg von blindem Fanatismus lehnt die Ahmadiyya Muslim Jamaat jegliche Gewalt und allen Terror im Namen der Religion ab.
Die Gemeinde ist heute mit mehreren 10 Millionen Mitgliedern in über 200 Ländern der Erde verbreitet und gilt nicht nur innerhalb des Islam als eine der dynamischten Bewegungen. In Deutschland gehört sie mit über 35 000 organisierten Mitgliedern und ihren knapp 50 Moscheen zu den größeren der islamischen Organisationen. In Osnabrück gibt es seit 2001 die Basharat Moschee in der Atterstraße 104a, sie stehe allen Besuchern offen.
Angesprochen in der Diskussion wurde ferner, dass der Koran nicht selten irrational interpretiert und das islamische Recht falsch angewendet werde. Die Sprache des Korans enthalte zahlreiche Metaphern und Gleichnisse und dürfe nicht immer wortwörtlich ausgelegt werden, hier gebe es Parallelen zur Bibel, besonderes im alttestamentarischen Bereich. Den Lehren des Islam zufolge sei der Gebrauch von Gewalt in Fragen der Religion absolut verboten. Die AMJ sei die führende islamische Gemeinde, die Gewalt und Zwang in Glaubensfragen kategorisch ausschließe und eine strikte Trennung von Staat und Religion befürworte. Sie sei eine Verfechterin der universellen Menschenrechte und setze sich für den Schutz von religiösen und anderen Minderheiten ein.
Abschließend bedankte sich Umar Aziz beim Bürgermeister, der Stadt und dem Heimatverein für das Pflanzen des Friedens-Baumes und der Möglichkeit, die Gemeinde vorstellen zu können. Zur Erinnerung an die Aktion in Bersenbrück überreichte er ein Glas-Kunstwerk mit eingraviertem Text. Nachdem im Herbst letzten Jahres in Ankum und jetzt in Bersenbrück eine derartige Aktion erfolgt sei, wolle man künftig auch in Quakenbrück und Fürstenau einen „Baum des Friedens“ pflanzen.